Der Beruf prägt

„Der Beruf prägt einen“, brummelte der alte Schäfer und entfernte die Zweige vom Schaft seines Stabes. „Schau, da unten am Ausgang des Dorfes, der da auf der grauen Linie des Weges leichtfüßig dahingeht, das ist der Schuster. Und der andere da, vor dem Schuppen, das ist der Gastwirt.
Ein Schäfer geht nicht wie ein Schuster und denkt nicht wie ein Gastwirt. Das ist wie bei den Schafen, die ihren Weg kennzeichnen, indem sie ihn wieder und wieder gehen.


Die täglichen Handlungen, die Luft, die wir atmen, das Licht oder die Kälte, die uns prägen, die Anstrengung des Rückens, des Kopfes oder der Arme, das sind so viele Linien, die sich in die Besonderheit unserer Haltung hineinschreiben. Derjenige, der bei der aufgehenden Sonne so singen kann, dass die Echos dröhnen, hat nicht den Blick des Arbeiters, der, wie fest geschmiedet, an seinem Arbeitsplatz mit gesenktem Kopf die eintönigen Schläge seines Hammers zählt.


Und ihr Lehrer seid mehr als andere durch die formellen Anforderungen eures Berufes geprägt. Jede Aufgabe, die ihr korrigiert, jeder Strich mit roter Tinte, jede Lektion, die ihr wiederholt, jeder Schlag mit de Lineal auf den Tisch, jede großzügig verteilte Strafe gräbt in euch ihre unauslöschliche Spur.

 

Verlasst die Kanzel und nehmt die Werkzeuge.
Richtet die Setzrahmen her und bereitet den Druck vor, begeistert euch an jedem Erfolg; seid alles zugleich - Arbeiter, Gärtner, Techniker, Spielleiter und Dichter,
lernt wieder zu lachen,
zu leben und zu fühlen.
Ihr werdet neue Menschen sein.

 

Am Glanz der Augen misst man das Maß der Freiheit
und die Tiefe der Kultur bei einem guten Arbeiter,
der es verdient,
als guter Erzieher
bezeichnet zu werden.“

 

aus "Les dits de Mathieu"
einer Sammlung von 116 ursprünglichals Literatur der Zeitschrift "L`Educatteur"

von Oktober 1948 bis Februar 1956 erschienen Texten